Futtermittelallergie beim Hund

von Juckreiz bis Durchfall

Eine Futtermittelallergie ist eine Überreaktion des Immunsystems auf einen Teil des Futters. Der Hund bildet Antikörper und Abwehrzellen gegen eigentlich unschädliche Stoffe. Es ist ein solches Übermaß, dass die Abwehrmaßnahmen das eigene Gewebe schädigen. Die Symptome betreffen häufig die Haut mit Entzündung und Juckreiz. Sie können aber auch am Magen-Darm-Trakt auftreten (Erbrechen, Licky Fits, Durchfall, Krämpfe …). Auch Mischformen treten auf.

Futterallergie, Nahrungsallergie beim Hund

Futtermittelallergien sind recht häufig beim Hund. In ihren Symptomen sind sie nicht von einer Allergie auf verschiedene Umweltfaktoren (Atopie) zu unterscheiden. Deshalb kann es sich lohnen, bei jeder vermuteten Allergie beim Hund zunächst wie bei einer Futtermittelallergie vorzugehen.

Futtermittelallergien können in jedem Alter auftreten - auch der Hunde-Senior kann eine Allergie entwickeln.

Es gibt eine genetische Veranlagung für Allergien: Manche Rassen und Linien sind häufiger betroffen.

Nach schweren Allgemeinerkrankungen mit Durchfall kommt es gehäuft zum Auftreten von Allergieerscheinungen. Antibiotika können zu lange anhaltenden Störungen der Darmflora führen, sehr oft zu sehr lange - monatelang - anhaltenden Störungen der Verdauung und wiederkehrenden Infektionen. Und bei jeder Darm-Entzündung können Allergene in den Körper gelangen und zu einer Allergie führen.

Die Futtermittelunverträglichkeit

Unterscheiden muss man die Futtermittelallergie von der Futtermittelunverträglichkeit. Hier kann der Hund ebenfalls bestimmte Bestandteile der Nahrung nicht vertragen. Er reagiert z.B. auf einen zu hohen Fettanteil mit Krämpfen und Durchfall. Es ist aber keine Allergie, denn das Immunsystem des Hundes spielt dabei keine Rolle, sondern es kann an einem Mangel an Verdauungsenzymen liegen oder an einer gestörten Magen-Darmschleimhaut. Von außen kann das aber schwer zu unterscheiden sein.

Futtermittelunverträglichkeiten können mit der Zeit wieder verschwinden, wenn der Hund gesunder geworden ist.

Reaktionen bei der Futtermittelallergie

Bei einer Futtermittelallergie reagiert das Immunsystem des Hundes völlig übertrieben auf einen Bestandteil der normalen Nahrung.

Normalerweise bildet das Immunsystem eine gewisse Toleranz gegenüber Futterbestandteilen aus. Bei einer Futtermittelallergie ist diese Toleranz gestört. Sie werden vom Körper wie gefährliche Krankheitserreger bekämpft. Und dafür nimmt der Körper auch Schäden in Kauf …

Der Magen-Darm-Trakt ist ein idealer Brutschrank für Mikroben: warm, feucht, vor UV-Licht geschützt, und die Nahrung kommt regelmässig von selbst vorbei. Manche dieser Mikroben helfen dem Körper bei der Verdauung oder stellen Vitamine her. Sie konkurrieren mit schädlichen Bakterien und verhindern, dass diese sich "niederlassen" können. Andere Mikroben sind schädlich und können Krankheiten erregen. Um den Verdauungstrakt herum sitzen deshalb rund die Hälfte aller im gesamten Körper existierenden Abwehrzellen. Sie kontrollieren genau, was in den Körper hineingelangen darf und was draußen bleiben sollte. Und wenn sie wild werden … schaden sie dem Hund, indem sie Entzündungen verursachen.

ein französischer Bully
rotgeleckte Füße wegen Juckreiz und geschwollene Lefzen durch Allergien

Jeder noch so kleine Teil des Futters kann als Allergen wirken.

Oft sind Eiweiße (Proteine) die Allergieauslöser. Häufige Futterallergene sind z.B. Fleischsorten wie Rind, Huhn oder Schwein. Auch Milch, Soja, Eier, Hefe oder auch Getreide können die Allergie auslösen.

Allergische Reaktionen sind auch auf Konservierungsmittel und Zusatzstoffe im Hundefutter möglich.

Selbst Leckerlis oder Vitaminpräparate können Auslöser einer Futterallergie sein.

Symptome

Die Symptome unterscheiden sich bei jedem Hund - das macht das Erkennen einer Allergie schwierig. Und sie müssen sich nicht auf den Magen-Darm-Trakt beschränken.

Hautsymptome beim Hund bei Futtermittelallergie

  • Ohrentzündungen, Malasseziabefall (Hefepilze) oder Entzündung der Haut der Pfoten sind häufig. Oft stehen sie sogar am Anfang.
  • Juckreiz, unabhängig von der Jahreszeit, häufig an Pfoten, im Gesicht, Ohren, Analbereich und unter dem Bauch.
  • Rötungen und Bläschen auf der Haut. Schwellungen um Maul und Augen. Kratzen und Lecken (wegen des Juckreizes) können verschiedenste Hautveränderungen verursachen. Entzündungen und Haarausfall sind möglich. Das Kratzen verschlimmert alles - auch den Juckreiz.
  • Entzündungen der geschädigten Haut mit Bakterien und Hautpilzen kommen oft vor. Bei Allergikern ist oft auch die normale Hautflora gestört und ungünstig zusammengesetzt.

Alles in allem sind die Symptome aber unspezifisch - und die Suche nach der Ursache wird nicht leichter dadurch.

Verdauungssymptome bei Futtermittelallergie

  • Bei etwa 10 – 20% der betroffenen Hunde kommt es zu Durchfall oder Erbrechen durch eine Futtermittelallergie. Manchmal setzen die Hunde auch einfach nur häufiger Kot ab. Blähungen und Durchfall zeigen die gestörte Darmfunktion und die Entzündungen im Magen-Darm-Trakt. Im schlimmsten Fall ist eine chronische Magen-Darmentzündung möglich (CED, IBD).
  • Magensymptome sind Erbrechen, häufiges, hektisches Grasfressen (oder Fressen unverdaulicher Stoffe, wenn gerade an Gras nicht zu kommen ist, Speicheln, Schmatzen, … Viele "wählerische Fresser" leiden auch unter Magenschmerzen. Leider ist gerade die chronische Magenentzündung beim Hund nur schwer "von außen" feststellbar.
  • Durch Entzündungen im Magen-Darm-Trakt kommt es auch zur schlechten Aufnahme der Nährstoffe. Auf Dauer kann das die Hunde sehr schwächen. Sie werden schlapper, sehen nicht mehr so schön und glänzend aus. Eine (leichte) Anämie kann vorkommen.

Diagnose der Futtermittelallergie

Für die sichere Diagnose einer Futtermittelallergie müssen andere Ursachen für Juckreiz ausgeschlossen werden. Eventuelle Flöhe sollten bekämpft werden. Die Flohspeichelallergie ist eine der häufigsten Allergien beim Hund überhaupt, und Flöhe fühlen sich in unseren zentralgeheizten Wohnungen das Jahr über wohl.

  • Bei einer Futtermittelallergie bessern selbst hohe Mengen an Kortison den Juckreiz nicht dauerhaft.
  • Im Blutbild (Labor) können bestimmte Blutzellen einen Hinweis auf eine allergische Reaktion sein.
  • Allergietests (Bluttest) führen meist nicht zu einer sicheren Diagnose. Es ist unmöglich, alle Futterbestandteile zu testen. Außerdem reagieren viele Hund auf die Tests, obwohl sie keine Allergie haben.
  • Speicheltests sind eine zusätzliche Möglichkeit. Ihre Aussagekraft ist allerdings umstritten.

Die endgültige Diagnose der Futtermittelallergie erhält man durch eine Eliminationsdiät. Der Hund bekommt dabei ausschließlich eine einzige Kohlenhydratquelle und eine einzigen Fleischsorte, nichts weiter.

Weder Kohlehydratquelle noch Proteinquelle sollte der Hund vorher bekommen haben, um eine Reaktion des Immunsystems ausschließen zu können. Während der Eliminationsdiät darf wirklich nichts anderes gefüttert werden. Auch Leckerli oder Kauartikel müssen "passen"!

Kommerzielle Diätfuttermittel enthalten häufig Zusatz- oder Konservierungsstoffe. (Stoffe der Vormischung müssen laut Futtermittelrecht nicht umbedingt deklariert werden, und kein Allergietest untersucht auf Konservierungsmittel und Aromastoffe.) Deshalb sind fertige Diäten für diese „Diagnose-Fütterung“ nicht sicher.

Begleitende Hauterkrankungen müssen in dieser Zeit ebenfalls behandelt werden. Eine Futtermittelallergie gilt als diagnostiziert, wenn nach einer Diätfütterung von mindestens 4 Wochen der Juckreiz verschwindet oder abnimmt. Sollte der Juckreiz nur weniger wird, muss auch überlegt werden, ob gleichzeitig noch andere Hauterkrankungen oder Allergien vorliegen.

Eliminationsdiät und Provokationsprobe bei Futtermittelallergie

Die Eliminationsdiät ist das wichtigste Mittel, um eine Futtermittelallergie festzustellen. (Allerdings kann eine Umstellung zu einer gesünderen, individuell verträglicheren Ernährung auch bei vielen anderen Krankheiten helfen. Selbst bei Arthrose kann eine veränderte Ernährung dem Hund das Laufen erleichtern.)

Um die Diagnose "Futtermittelallergie" zu sichern, dient die Provokationsprobe. Wenn Juckreiz unter der Gabe des "alten Futters" wieder auftritt, kann man sicher sein, dass der Hund es nicht verträgt. Juckreiz tritt meist nach spätestens 2 Wochen wieder auf, oft schon nach wenigen Tagen.

Das ursprüngliche Futter, auf das der Hund allergisch reagierte, enthält viele verschiedene Antigene. Um den eigentlichen Auslöser der Allergie zu finden, beginnt man mit der langsamen Zugabe der alten Futterbestandteile. Dazu wird zuerst wieder die Eliminationsdiät gefüttert. Wenn der Hund erneut symptomfrei ist und sich nicht mehr juckt, wird etwa wöchentlich eine neue Eiweiß- oder Kohlenhydratquelle ausprobiert.

Fütterung bei Futtermittelallergie

Auf lange Sicht muss man selbstgekochte Rationen mit Vitaminen und Mineralstoffen ergänzen. Sonst kommt es zu Mangelerscheinungen. Bei jungen, noch wachsenden Hunden muß das schneller angepaßt werden.

Eine selbstgemachte Futtermischung ist oft umständlicher als die Gabe von Fertigfutter. Besonders, wenn der Hund mit in den Urlaub kommen soll (oder in dieser Zeit von jemand anderem versorgt wird), kann ein fertiges Futter das Leben erleichtern.

Es gibt kommerzielle Allergiefutter, die sicherstellen sollen, dass ein Hund nicht allergisch darauf reagieren kann.

  • Futter mit hydrolysiertem Eiweiß. Die Eiweißbestandteile sind so stark zerkleinert, dass sie keine Allergie mehr auslösen können sollen. (allerdings kann der Hund noch auf die Konservierungsstoffe reagieren.)
  • Alleinfutter, die sich nur auf eine Kohlenhydrat- und Eiweißquelle beschränken. (Single Protein-Sorten)

Allerdings können auch hier im Laufe des Lebens weitere Allergien oder Unverträglichkeiten dazukommen.

Bei Einhaltung der Diät kann ein Hund mit Futtermittelallergie fröhlich alt werden. Allerdings können sich in den folgenden Jahren Allergien auf andere Futterbestandteile dazukommen. Die Darmgesundheit solcher Hunde sollte daher "gut beobachtet" werden. Unterstützung bieten hier manche Futterergänzungen ebenso wie z.B. die Chinesische Medizin, die Funktionsstörungen im Zusammenspiel der Organe bereits seit Jahrtausenden therapiert.